
Was will ich mal werden?
Oder: Wie die Werkstätten von Regens Wagner Zell Schülerinnen und Schülern bei der Berufswahl helfen
Stand: 19.10.2025
„Diese Aktion kennt nur Gewinner.“ Mit diesen wenigen Worten fasste Landrat Ben Schwarz das zusammen, was die Projektpartner des „Berufsorientierungs-Ordners“ zuvor berichtet hatten. Die haben sich kürzlich bei Regens Wagner Zell zur Neuauflage getroffen - auch ein klein wenig, um das Musterbeispiel für Zusammenarbeit zwischen Schule und Wirtschaft zu feiern.
Und das steckt dahinter: In den Werkstätten von Regens Wagner werden seit 2014 Portfolio-Ordner für Jugendliche zusammengestellt. Diese beinhalten Informationen zu Praktikums-, Ausbildungsmöglichkeiten sowie den dafür bereit stehenden Betrieben im Landkreis. Enthalten sind zudem ein Register, allgemeine Informationen und viel Platz für eigene Blätter. Die Idee ist, dass Schülerinnen und Schüler in dem Ordner alles sammeln, was für Bewerbung und Berufswahl wichtig ist. Dazu können im Unterricht erarbeitete Stärken-Schwächen-Vorlieben-Analysen zählen, auch Praktikumsbestätigungen oder Flyer, die sie auf einer Ausbildungsmesse oder im Vorbeigehen mitgenommen haben.
„So wird jeder Ordner individuell“, weiß Sabine Saekel von der Unternehmerfabrik des Landkreises, für die das Projekt eine Erfolgsgeschichte ist. Sie ist wie ihre Kollegen immer wieder aufs Neue angetan, wenn sie – meist aus anderem Grund – ein Klassenzimmer betritt und ihr die Exemplare ins Auge fallen. Sie findet: Ein wunderbares persönliches Tool, um Notizen und Bewerbungsunterlagen stets parat zu haben und immer wieder anknüpfen zu können.
Andrea Droglauer, Rektorin der Anton-Seitz-Mittelschule in Roth, teilt Saekels Einschätzung. „Das ist eine wichtige Handreichung für die Jugendlichen“, die gerne damit arbeiten würden. In „ihrem“ Haus werden die Ordner in der siebten Klasse verteilt, bleiben im Klassenzimmer und sind somit immer griffbereit. Genutzt werden sie dann meist bis zum Ende der Schullaufbahn.
Die Resonanz ist ungebrochen groß und positiv, wenngleich die Stückzahlen der tatsächlich bestellten Ordner – der Digitalisierung geschuldet - etwas zurückgehen. Beim Stichwort Auflage kommt Regens Wagner ins Spiel. „In der freien Wirtschaft würden wir wohl kaum jemand finden, der diesen speziellen Auftrag übernimmt“, sagt Sabine Saekel voller Wertschätzung.
Seit 2014 fertigt und sortiert Regens Wagner die Ordner für den hinter dem Konzept stehenden Arbeitskreis SCHULEWIRTSCHAFT Roth-Schwabach, der wiederum in der Unternehmerfabrik angesiedelt ist. Weiterer Pluspunkt: In der Zusammenarbeit zeigt sich gemeinsame soziale Zusammenarbeit. „Auch die Jugendlichen erfahren, wo die Ordner herkommen.“
Für Landrat Ben Schwarz ist neben den ganzen Vorteilen für die Jugendlichen und die Betriebe noch etwas entscheidend: Die Sortierung der Ordner bei Regens Wagner ist ein wichtiger Beitrag zur regionalen Werterhaltung. Diese Arbeit bleibt sinnvoll in den Werkstätten und die dort Tätigen erfahren, dass sie eine wichtige Aufgabe wahrnehmen. Genau diese Wertschätzung möchte er mit seinem Besuch ausdrücken.
Aktuell nutzen 14 Schulen das Angebot, insgesamt sind somit fast 3000 Ordner aktuell im Einsatz. Für Sabine Saekel wichtig: Dass „auch unsere Gymnasien seit Jahren zu den Kunden“ gehören und Lehrberufe dadurch sichtbar werden. „Ausbildungen sind oft sehr anspruchsvoll, technisch orientiert und fordern schlaue Köpfchen“, verdeutlicht sie. 64 Betriebe haben sich in diesem Jahr „eingekauft“ und machen so auf sich aufmerksam.
Den Gewinner-Gedanken von Landrat Ben Schwarz griff Michael Scheuerlein, Teamleiter der Berufsberatung von der Agentur für Arbeit, auf. Für ihn sind die Ordner eine gute Vorbereitung in den Schulen. Offenbar mit Erfolg: „Wir haben derzeit in Roth wenige gemeldete unversorgte Bewerber. Und es sind auch weniger als zu Schuljahresbeginn in den vergangenen drei Jahren.“ Der Portfolio-Ordner sei ein wertvolles Instrument der Orientierung und er unterstützt haptisch dabei, den individuellen Berufsweg bewusst zu gestalten.
Scheuerlein ist noch etwas aufgefallen: Auf regionalen Ausbildungsmessen fällt auf, dass Ordner-Inhaber Firmenlogos oft schnell wiedererkennen. Kontakte entstehen dadurch leichter. Klingt, als gäbe es noch mehr Gewinner.
Hintergrund: Der Arbeitskreis SCHULEWIRTSCHAFT Roth-Schwabach ist die zentrale Anlaufstelle zum Thema Berufsorientierung. Praktisch umgesetzt wird das durch die Plattform www.ausbildung-roth.de, im Übrigen die größte regionale für Ausbildungsbetriebe mit Unterstützung Jugendlicher bei der Berufsorientierung und der Praktikums- und Stellensuche.