Die besonderen zwölf Kilometer an Jonas Deichmanns 97. Tag
Der Weltrekordversuch wird von Politik und Polizei begleitet
Stand: 14.08.2024
Fast 2100 Wettkampf-Kilometer hat Jonas Deichmann alleine in diesem Monat schon zurückgelegt und dabei eine Menge erlebt. Dennoch dürften die letzten zwölf an Triathlon-Tag 97 besondere gewesen sein. Nicht nur, dass ihn zwei Oberbürgermeister und ein Landrat begleiteten, nein, der Ausnahmesportler bekam auch noch eine Polizeieskorte.
Dass besagtes Unterstützungskommando aus Nürnberg Ben Schwarz (Landkreis Roth), Peter Reiß (Schwabach) und Marcus König (Nürnberg) die „Show“ stahlen, nahmen die Politiker mit Humor. „Ich dachte, dein Landkreis ist sicher“, zogen die Oberbürgermeister ihren Kollegen auf, als ein Mannschaftsbus nach dem anderen am „vorletzten Halt“ in der Rother Gartenstraße vorfuhr. Ein jeder „spuckte“ Beamte in Einsatzkleidung und Turnschuhen aus. Ersteres in Anbetracht der Temperaturen jenseits der 30 Grad – die ein kurzer Regenschauer zwischendurch kaum merklich abkühlte - sicher kein Spaßgarant.
Knapp eineinhalb Stunden später sollte Jonas Deichmann im Ziel in Roth dann auch von einer Hitzeschlacht sprechen – vor allem am Kanal brannte die Sonne unerbittlich vom Himmel. Umso erstaunlicher, dass der gebürtige Stuttgarter mit bester Laune bei „Todeskilometer 30“ (O-Ton) eintraf – und es blieb.
Sicher auch, weil sich zu Polizei und Politik noch zahlreiche weitere Mitläufer eingefunden hatten, um den 37-Jährigen bei seinem Weltrekordversuch – 120 Langdistanzen an 120 aufeinanderfolgenden Tagen - zu begleiten und zu unterstützen. „Support“ gab es auch wieder am Straßenrand, an dem beim Anblick der großen Gruppe der Spruch des Tages fiel: „Wie geil ist das denn?“
Für den Gänsehautmoment des Tages sorgte indes die Polizei. Kurz vor Lohmühle setzten sich – „völlig unbemerkt“ – einige Beamte ab, um im Bahntunnel Stellung zu beziehen. Als Deichmann und Co. diesen durchliefen, erwartete sie eine La Ola-Welle, die in Jubel auf beiden Seiten gipfelte. Die Uniformierten riefen bei dem Extremsportler Erinnerungen wach: Auch bei seinem Lauf durch Mexiko hatte ihn die Polizei begleitet – und ähnlich warm war es wohl auch.
„Eingefädelt“ hatte die Polizei-Eskorte der ambitionierte Läufer Benjamin Wegler, der seit vielen Jahren zudem in Diensten der TSG 08 Roth steht. Allerdings hatte er die Rechnung ohne einen Bekannten gemacht, der irgendwo zwischen Roth und Büchenbach eine Stichelei anzettelte, die – unter Begeisterung und „Benny, Benny!“-Rufen in dessen Zusage zu einer Langdistanz endete.
So hoch wollte Ben Schwarz, der im Juni an Jonas Deichmanns Seite seinen ersten Marathon absolviert hatte, nicht greifen, versprach aber, noch mindestens einmal die letzten Kilometer zu begleiten. „Die Begeisterung ist wirklich unglaublich“, fasste der Landrat kurz vor dem Ziel zusammen. Menschen, die seit Wochen allabendlich mit Ratschen anfeuern, andere, die mit ihrem Gartenschlauch für Abkühlung sorgen, Gespanne aus joggenden Eltern und ihren mitradelnden Kindern … die Liste ließe sich fortsetzen. Sie alle wissen: Sie sind Teil von etwas Großem.
Einen Vorgeschmack darauf bekamen die Finisher am Stadtgartengelände. Von der Wiese auf rufen ein paar Jungs, ob sie noch mitlaufen dürfen. Am Zieltor warteten eine Menge Schaulustige, unter ihnen viele Stammgäste. Die Atmosphäre: Bei aufziehender Dunkelheit unbeschreiblich. Dann im Ziel ein grinsender Jonas Deichmann, der sich trotz des langen Tages (97!) noch Zeit nahm für das ebenso zum Ritual gewordene Startnummer-Verlosungs-Spielchen (inklusive Tauziehen und Eierlauf) wie für Gruppenfotos. Natürlich mit dem Politiker-Trio, das Dr. Klaus Wübbenhorst von Seiten der Metropolregion ergänzte, und den Fußballerinnen des SV Pfaffenhofen, die die Runde – frisch aus dem Trainingslager zurückgekehrt - in die Saisonvorbereitung integriert hatten.
Tag 97 der Mission 120: Ein besonderer. Sicher aber nicht der letzte.