
Gemeinsam für den Notfall
Mit der „Team Bayern Lebensretter“-App können Freiwillige bei Herznotfällen schnell helfen
Stand: 31.08.2025
Das größte Hindernis war die Terminfindung. Zwei Landräte, ein Oberbürgermeister und die Ausbilder. Denn einig, „das zu machen“, waren sich Ben Schwarz, Peter Reiß und Manuel Westphal sofort, als das BRK die drei Politiker anspitzte, ihr Erste-Hilfe-Wissen aufzufrischen. Gesagt, getan – mit positiven Nebeneffekten.
Auslöser für den Crashkurs war ein gemeinsamer Termin des Trios vor einigen Monaten. Zusammen mit dem Zweckverband für Rettungsdienst und Feuerwehralarmierung sowie dem Bayerischen Kreuz hatten sie seinerzeit die Ersthelfer-App „Team Bayern Lebensretter“ vorgestellt, die seitdem in der Stadt Schwabach sowie den Landkreisen Roth und Weißenburg-Gunzenhausen „am Start“ ist. Deren Idee: Kommt es zu einem internistischen Notfall – besser bekannt als Herzinfarkt oder Herz-Kreislauf-Stillstand -, alarmiert die Leitstelle nicht nur den Rettungsdienst, sondern auch registrierte Freiwillige, die sich in unmittelbarer Nähe befinden. Die können dann mit der Reanimation beginnen, bis die Profis eintreffen – ein Einsatz, der Leben retten kann, zählt doch bei einem Herz-Kreislauf-Stillstand jede Minute.
Ben Schwarz, Peter Reiß und Manuel Westphal – gemeinsam auch Schirmherren des Projekts - wollen mit gutem Beispiel vorangehen und ließen sich (noch einmal) schulen. BRK-Ausbildungsleiter Marco Windisch nannte vorab einige Zahlen: Rund 400 Reanimationen verzeichnet der Rettungsdienstbereich Mittelfranken Süd im Schnitt im Jahr – lebend im Krankenhaus kommt nur jeder Sechste an. Im Kreisverband hängen über 600 Defibrillatoren, die es Helfern noch leichter machen.
„Nach 30-mal Drücken und Beatmen weiß man, was man getan hat“, kündigt Windisch vor Beginn des praktischen Teils an. Und prompt: Manuel Westphals „puuh“ nach in etwas mehr als dieser Einsatzdauer lässt rückschließen, dass Windisch weiß, wovon er spricht. Peter Reiß und Ben Schwarz stimmen ihm zu. Beide sind wie ihr Kollege überrascht, wie körperlich fordernd eine Reanimation sein kann. Und wie lange zwei Minuten…
Umso besser, wenn ein zweiter Helfer zur Verfügung steht und ideal, wenn ein Defi in der Nähe ist – auch das weiß die App. „Für den ist Nummer zwei zuständig“, erklärt Marco Windisch das Prozedere. Er will seine Schützlinge gut vorbereiten: „Nicht erschrecken, wenn das Gerät zu sprechen beginnt.“ Das sei einer der Vorteile der neueren Defi-Generationen, „die leiten Sie sicher durchs Geschehen“.
Was natürlich für alle Bediener gelte, will der erfahrene BRK-ler eine vermeintliche Scheu nehmen. „Es ist wirklich kein Hexenwerk“, ermuntert er. Und schon gar nicht vor dem Hintergrund, ein Menschenleben retten zu können.
„Die Psyche kommt erst hinterher“, weisen Windisch und Markus Schrötz auf einen nicht zu unterschätzenden Faktor hin. Auch da hilft die App, indem sie nach Einsatzende nachfragt und eine Nachbetreuung anbietet.
Wenn die Zahl der registrierten Ersthelfer in der App mit rund 450 auch schon „erfreulich hoch“ sei: es dürfen gerne noch mehr werden, betonen die Politiker, die in einer anderen Zahl, die die BRK-ler mitgebracht haben, ein weiteres Argument sehen: Das TEAM Bayern wurde seit Einführung in der Region schon über 80-mal alarmiert.
Mitmachen kann jeder, der sich dazu in der Lage sieht, über 18 Jahre alt ist und mindestens einen Erste-Hilfe-Kurs oder eine höher-wertige medizinische Ausbildung absolviert hat. Die App ist kostenfrei im App Store und bei Google Play erhältlich.
Und so funktioniert’s: Sobald ein Notruf über einen Herz-Kreislauf-Stillstand eingeht, alarmiert die Integrierte Leitstelle registrierte Helfer im Umkreis von 400 Metern. Diese können dann immer noch frei entscheiden, ob sie den „Auftrag“ annehmen. Über die App erhalten die Helfer eine genaue Wegbeschreibung zur Einsatzstelle. Dort angekommen, hilft die App mit Anweisungen und einem Taktgeber für den richtigen Rhythmus für die Herzdruckmassage.
„Die Auffrischung hat nicht nur fachlich geholfen und Sicherheit gegeben, sondern auch zur Registrierung animiert“, kommen Ben Schwarz, Peter Reiß und Manuel Westphal überein. Zudem hat der „Crash-Kurs“ – der übrigens auch für „normale“ Bürger angeboten wird – sensibilisiert. Schließlich kann ein Herz-Kreislauf-Stillstand auch die eigene Familie oder den eigenen Freundeskreis treffen und an jeder Ecke passieren. „Gut, wenn dann schnell Hilfe kommt.“ - Gut, dass es die App gibt.