
Junge Künstler musizieren
und erzählen zudem eine/viele besondere Geschichte(n)
Stand: 20.07.2025
Landrat Ben Schwarz nahm das Jubiläumskonzert 2024 und den anstehenden Bewerbungsschluss zum Anlass, Ideengeber Reinhard Weber zu interviewen – überraschende Aussagen und Informationen inklusive
Sie hat schon viele Geschichten geschrieben, die Konzertreihe „Junge Künstler musizieren“. Manche von ihnen spielen heute in London oder Wien, andere am Gymnasium in Wendelstein oder auf einer Bühne, auf der nun schon Kinder jener auftreten, die vor vielen Jahren ihren musikalischen Weg dort begonnen haben. Dank der gleichermaßen einfachen wie genialen Idee eines Musiklehrers vor mehr als 40 Jahren.
Beim Jubiläumskonzert im vergangenen Oktober war Landrat Ben Schwarz die Idee gekommen, jenem Reinhard Weber aus Hilpoltstein in Sachen „Musik im Landkreis“ auf den Zahn zu fühlen. Warum ein Dreiviertel Jahr später? „Die Bewerbungsfrist läuft noch bis Ende Juli, wir möchten die Werbetrommel rühren“, betonen beide unisono. Wie sie auch in der Einschätzung der Veranstaltung übereinkommen: „Sie ist wunderbar“.
Reinhard Weber, früher am Gymnasium in Hilpoltstein tätig, kann dieses Fazit mit eben jenen Geschichten untermauern. Aus Reihen der jungen Künstler ist eine Vielzahl von Berufsmusikern hervor gegangen bis hin zu Solisten in namhaften Orchestern oder einem Domkapellmeister. Es sind jedoch nicht nur die „großen“ Karrieren, die stolz machen. „Wenn eine Achtjährige als Vorbereitung und aus Vorfreude jeden Tag eine Viertelstunde früher aufsteht, um vor der Schule noch Geige zu üben, ist das genauso toll.“
Genau darum geht es dem 69-Jährigen im Kern, der mit Alexander Ilg seit einiger Zeit (wieder) einen zweiten Mann mit an Bord hat: Jungen Menschen Freude an der Musik und am Musizieren zu vermitteln. Dass er mit der Idee, ihnen im Landkreis ein Forum ohne Wettbewerbsgedanken – die Abgrenzung zu der Reihe „Jugend musiziert“ zu bieten – zudem tausende Zuhörer begeistert, „ein Sahnehäubchen“, lächelt er beinahe ein wenig verlegen.
Während das Konzert seit 20 Jahren in der Kulturfabrik stattfindet, war es anfangs an verschiedenen Orten im Landkreis zu Gast. „Das war manchmal schon abenteuerlich“, erinnert sich Reinhard Weber. Meist dann, wenn der benötigte Flügel aufwendig an- und abtransportiert werden musste. Insgesamt, schätzt er, dürfte die Zahl der Mitwirkenden jenseits der 1000 liegen.
Dann ist da noch ein relativ neues Lieblingskapitel des Hilpoltsteiners, das vor einigen Jahren hinzugekommen ist. Wenn er auf der Bühne Sohn oder Tochter eines Landkreisbürgers erblickt, der selbst schon zu den Darbietenden gehört hat. „Das sind besondere Momente.“ Generationenübergreifend ist das Konzertereignis auch in anderer Hinsicht: Die Altersspanne lag bei der 2024er-Auflage zwischen 15 Jahren bis Ü 80, berichtet der Hilpoltsteiner stolz.
Und auch, wenn der erfahrene Pädagoge in all den Jahren schon vieles erlebt hat: Die Zugabe beim Jubiläumskonzert im vergangenen Herbst ist ihm nahe gegangen. Noch nie wären alle Mitwirkenden am Ende auf der Bühne für ein gemeinsames Abschlusslied zusammengekommen. „Das war schon was.“
Auch Landrat Ben Schwarz erinnert sich (gerne) an diesen Gänsehaut-Moment, der ihn in einer bereits mehrfach getroffenen Einschätzung bekräftigte: „Wir haben hier wirklich eine tolle Vielfalt an jungen Künstlern und ein sehr großes kulturelles Leben!“ Umso wichtiger sei es, diejenigen nicht zu vergessen, die sie, die all das, fördern.
Menschen wie Reinhard Weber, seine Mitstreiter, aber auch Musiklehrer, Eltern… Die allesamt direkt oder auf Umwegen dazu beitragen, das Konto der landkreiseigene Spendenaktion Jeder Bürger ein Euro zu erhöhen. Schließlich wird traditionell auf ein Eintrittsgeld oder Karten verzichtet, allerdings wandert der symbolische Spendenhut reihum. Der – nebenbei bemerkt - 2024 ein Rekordergebnis von 2500 Euro zutage gefördert hat.
Alexander Ilg hat selbst eine Landkreis-Konzert-Vergangenheit. „Er ist früh als großes Talent aufgefallen“, sagt Weber über den Co-Organisator der „jungen Reihe“. Der geht ihm vor allem bei der Akquise von Talenten im nördlichen Landkreis zur Hand, gemeinsam gestalten sie das Programm. „Es ist schon viel“, gibt der Hilpoltsteiner zu, der sich mittlerweile bisweilen wundert, wie er das während seiner Zeit an der Schule alles nebenbei gewuppt hat. Denn da ist ja noch das Weihnachtskonzert des Landkreises, für das Weber die künstlerische Verantwortung trägt.
Wie bei den jungen Künstlern legt er auch dort großen Wert auf „eine gute Mischung“. Zwar seien beim Nachwuchskonzert naturgemäß Klavier und Geige stark vertreten, manchmal sind jedoch außergewöhnliche Instrumente wie eine Konzertzither zu hören. Abgewechselt wird zudem zwischen Solo-Stücken und kammermusikalischen Beiträgen. „Auch die Wirkung des Miteinander-Musizierens ist nicht zu unterschätzen“, betont der erfahrene Pädagoge.
Reinhard Weber verrät im Gespräch, dass er nach wie vor täglich zum Instrument greift. Auf die entsprechende Nachfrage von Landrat Schwarz zur Motivation kontert Weber mit einem Zitat des weltberühmten Cellisten Pablo Casal, der noch als 93-Jähriger täglich übte, weil er „den Eindruck habe, Fortschritte zu machen“…. Na dann!
Wer sich für das Konzert „Junge Künstler musizieren“ melden möchte, kann das noch bis Ende Juli beim Landratsamt tun. Als Termin steht Sonntag, 19. Oktober, 17 Uhr in der Kulturfabrik fest, bis Ende September soll das Programm stehen. Das Weihnachtskonzert findet in diesem Jahr in der Kirche St. Nikolaus in Wendelstein statt.