„Ritterschlag“ der Denkmalpflege

Allerheiligenkirche ist Denkmal nationalen Ranges
Stand: 06.09.2023

Beim Auftaktabend „Geburtstagsgeschenk“ für Allerheiligen

Kleinschwarzenlohe - Als neuer Landrat setzt Ben Schwarz bewußt eine Tradition seines Amtsvorgängers Herbert Eckstein fort - wie er betonte - und hatte zur Auftaktveranstaltung in der Allerheiligenkirche mehr als symbolische Geschenke dabei: Die Allerheiligenkirche war auch wegen ihrer Ersterwähnung vor 575 Jahren der ideale Ort der Vorveranstaltung zum „Tag des offenen Denkmals“ im September für die Baudenkmäler im Landkreis und ihr wurde an dem Abend eine besondere denkmalpflegerische Ehrung zuteil. Mit der Vorstellung der Kirche samt ihrer Kunstschätze verbanden der Freundeskreis als Förderer und die Kirchengemeinde auch Planungen zum Erhalt durch eine Generalsanierung. Genau dafür hatte der Landrat eine Überraschung parat und gab als wichtigen Anreiz für möglichst hohe Förderung der Sanierung bekannt, daß die Kirche nach Überprüfung durch das Bayer. Landesamt für Denkmalpflege jetzt ein Gesamtdenkmal „nationalen Ranges“ sei.         

Mehr als 40 Heimatfreunde aus dem gesamten Landkreis begrüßte Landrat Ben Schwarz erfreut in der Allerheiligenkirche in Kleinschwarzenlohe bei der Auftaktveranstaltung zum diesjährigen „Tag des offenen Denkmals“ am 10. September, als er die Veranstaltung eröffnete. Gern bekannte er dabei, daß er bewußt die von Amtsvorgänger Herbert Eckstein eingeführte Veranstaltung als feste Tradition im Landkreis weiterführe. Solche und weitere Aktivitäten bieten immer wieder gute Möglichkeiten für die Heimatkundler im Landkreis, sich auszutauschen und dabei auch die vielseitige wie spannende Landkreisgeschichte sichtbar und erlebbar zu machen.     

„Sich in der Heimatgeschichte aktiv einzubringen ist für den Landkreis und seine Gemeinden eine unschätzbar wichtige Aufgabe als Element regionalen Selbsbewußtseins“ betonte der Landrat und hoffte, daß der Funke auch zukünftig auf jüngere Jahrgänge überspringen werde. Es seien zwar immer wieder die gleichen Teilnehmer bei solchen Veranstaltungen, aber zugleich bleibe so das Interesse an Geschichte und Kultur der eigenen Heimat lebendig und öffentlich. Auch deshalb galt allen anwesenden Bürgermeistern und deren Stellvertretern besonderer Dank fürs Kommen, da die Städte und Gemeinden für ihre Bevölkerung ein Vorbild beim Denkmalschutz vor Ort sein müssten, wenn private Hausbesitzer sich dort um ihre Denkmäler kümmern.  


Auch Kommunen haben eine Verantwortung für den Denkmalschutz

Daß es sogar Gemeinden nicht immer beim Denkmalschutz leicht haben, zeigten langjährige wie auch aktuelle Sanierungen und Denkmäler in öffentlicher Hand im Landkreis wie in Allersberg das Gilardihaus, die Burg Abenberg, das ehemalige Krankenhaus im Burgareal in Hilpoltstein oder die „Flaschner“-Sanierung in Wendelstein. Zudem dürften aktuelle Themen wie Klimawandel und die Energieversorgung nicht vergessen werden, für die auch im richtigen Umgang mit Baudenkmälern Lösungen gefunden werden müssen ohne eines gegen das andere auszuspielen. Hier ist die beim Landratsamt angesiedelte „Untere Denkmalschutzbehörde“ ein wichtiger Ansprechpartner.

Die finanzielle Höhe der Förderung von Sanierungen ist ebenfalls ein wichtiger Aspekt, für 2022 gab es im Landkreis Roth Fördermittel für sieben kirchlich und acht privat getragene Projekte. Für diese Sanierungen wie für viele weitere Projekte ist Martin Danninger als Berater zuständig und für diese wichtige Aufgabe gelte auch ihm großer Dank. Über allem dominiere zudem die Grundidee, daß ein Baudenkmal nicht nur schöne alte Fassade dank gelungener Renovierung sein dürfe. Erst wenn es vor allem mit Leben und Nutzungsideen erfüllt ist, werde es auch bewußt als Teil der eigenen Ortsgeschichte wahrgenommen.     


Acht Denkmäler zeigen ihre besonderen „Talente“

Nach den einführenden Worten des Landrats oblag den beiden Kreisheimatpflegerinnen Dr.Annett Haberlah-Pohl und Eva Schultheiß die Präsentation der in diesem Jahr beteiligten Baudenkmäler im Landkreis am „Tag des offenen Denkmals“, wobei diese Veranstaltung deutschlandweit heuer seit 30 Jahren stattfindet. Im südlichen Landkreis beteiligen sich Eva Schultheiß zufolge Greding mit einer Führung zu den Stadtmauertürmen und einem Rundgang zu den Resten von Burg Hofberg. In Selingstadt (Heideck) gibt es eine Baustellenführung in einem der letzten historischen Wohnstallhäuser im Ort, das derzeit renoviert wird.

In Hilpoltstein wird der mittelalterliche Burgturm der Kernburg bei den Führungen vorgestellt. Die Führungen im nördlichen Landkreis - von Dr.Annett Haberlah-Pohl vorgestellt - zeigen im Sinne des Jahresmottos „Talent Monument“ die „Talente“ und Besonderheiten folgender Denkmäler: In Rednitzhembach finden Führungen in der ehemaligen Papiermühle Oberfichtenmühle statt und in Wendelstein gibt es Rundgänge durch das aktuell als Sanierung begonnene ehemalige Gasthaus „Flaschner“. Auch die Allerheiligenkirche ist mit im Führungsprogramm und als ideale thematische Ergänzung dazu außerhalb des Landkreises die Rieterkirche in Kalbensteinberg.     


Die „Talente“ der Allerheiligenkirche vorgestellt

Was die Allerheiligenkirche in Kleinschwarzenlohe ergänzend zum jetzigen „Geburtstag“ aufgrund der Stiftung vor 575 Jahren einmalig macht, erklärte Günther Sternberg vom „Freundeskreis“: Er konzentrierte sich auf drei „Talente“ der Kirche mit der besonderen Geschichte der Kirche als Patronatskirche der Rieter von Kornburg bereits ab der Bauzeit kurz nach 1448. Die Rieter wirkten zudem immer wieder als Bewahrer und Förderer der Kirche wie Hans IX. Rieter: Er renovierte die vernachlässigte Kirche um 1600, zog die heute noch erhaltene Holzdecke samt Holzsäule ein und versammelte hier viele Kunstwerke.

Ein zweites „Talent“ ist die lange Tradition der Rieter als Patronatsherren: In der Kirche zeigten sie nicht nur mit ihren Totenschilden und zwei Grüften bewußt ihre Familiengeschichte, bis 1753 der Tod von Paul Albrecht Rieter als letztem Namensvetreter diese Tradition beendete und die Rietersche Herrschaft an die Reichsstadt Nürnberg und das Heilig-Geist-Spital überging. Als drittes „Talent“ stellte er den Hauptaltar vor: Den „Apostel-Abschiedsaltar“ kaufte Hans IX. Rieter um 1600 als „Altarersatz“ für den ursprünglichen „Allerheiligenaltar“, der damals „wurmstichig“ war. Als Frühwerk von Tilman Riemenschneider wurde der Altar erst in den 1970er Jahren erkannt.


Titel als „Denkmal nationalen Ranges“ ist „Ritterschlag“ für die Allerheiligenkirche    

Als Vertrauensmann des Kirchenvorstands für Kornburg-Kleinschwarzenlohe ging Thomas Brandl auf die Planungen und Ideen zur Erhaltung und dringend anstehende Sanierungsarbeiten für die Allerheiligenkirche ein. Dabei dankte er auch dem „Freundeskreis“, der bereits viel erreicht und unterstützt habe, um diese besondere Kirche bekannter zu machen und die Baugeschichte sowie kunsthistorischen Schätze für die Zukunft zu bewahren. Ein wichtiges Element dazu sind die Fördergelder für das Baudenkmal, das darüber hinaus auch ein Ort gelebten Glaubens, lebendiger Heimatgeschichte und herausragender Kunstwerke ist. 

Ergänzt werde das „Gesamtdenkmal“ Allerheiligenkirche als Ensemble durch das benachbarte alte Mesnerhaus, das ebenfalls dringend saniert werden müsse. Hier gilt es derzeit zusätzlich für eine Nutzung nach der Sanierung gute Ideen zu finden, da beide Gebäude auch Einzeldenkmale sind. Im Punkt der höheren Förderfähigkeit für die Kirchensanierung überraschte Landrat Ben Schwarz die örtlichen Verantwortlichen zum Abschluß der Veranstaltung. Auch als Geburtstagsgeschenk zum 575.Jubiläum freute er sich eine besondere Mitteilung machen und diese gerade heute bei der Auftaktveranstaltung persönlich verlesen zu können.              

Nach ausführlicher Prüfung durch das Bayer. Landesamt für Denkmalpflege, so Schwarz, werde die Allerheiligenkirche aufgrund ihrer Bau- und Nutzungsgeschichte, kunsthistorischen Ausstattung und regionalen wie historischen Bedeutung ab sofort als „Denkmal nationalen Ranges“ eingestuft. Mit dieser seltenen Würdigung, die einem „Ritterschlag“ in der Denkmalpflege gleichkommt, ist es für die Kirchengemeinde und den Freundeskreis möglich höhere Fördersummen als üblich bei der anstehenden Sanierung beantragen zu können. Diese Ehrung mache zudem den Landkreis Roth stolz, der damit ein außerordentliches Baudenkmal mehr gewonnen habe.

Foto 1: Gemeinsam mit Landrat Ben Schwarz (3.v. links) freuten sich bei der jetzigen Auftaktveranstaltung zum „Tag des offenen Denkmals“ auch die Kreisheimatpflegerinnen des Landkreises Roth Eva Schultheiß und Dr. Annett Haberlah-Pohl (1.u.2. v. links) sowie Martin Danninger von der Unteren Denkmalschutzbehörde (rechts) mit den „Aktiven“ am Ort von der Kirchengemeinde mit Thomas Brandl (Mitte) und vom Freundeskreis für die Allerheiligenkirche Gabi Kohlert und Günther Sternberg (2.u.3. v. rechts) über die fachliche Einstufung der Kirche als „Denkmal nationalen Ranges“.     

Foto 2: Passend zum 575.“Geburtstag“ des Allerheiligenkirche in Kleinschwarzenlohe fand die diesjährige Auftaktveranstaltung zum „Tag des offenen Denkmals“ dort statt und Landrat Ben Schwarz übernahm die Eröffnung wie abschließende Worte, die er mit einer besonderen denkmalpflegerischen Auszeichnung der Kirche verband.    

Foto 3: Nach dem Ende der Auftaktveranstaltung nutzten viele der Anwesenden noch die Möglichkeit, aus nächster Nähe die vielen Kunstschätze der Kirche wie den „Apostel-Abschiedsaltar“ als Frühwerk von Tilman Riemenschneider zu betrachten.

Fotos und Bericht von Jörg Ruthrof

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