
Augen auf Ackerrand gerichtet
Landwirte informierten sich bei einem Feldtag über besondere Wildkräuter und ihren Mehrwert
Stand: 30.06.2025
Einen äußerst informativen und mit vielen Gesprächen garnierten Tag haben kürzlich zahlreiche Landwirte in Zell und Alfershausen verlebt. Im Mittelpunkt standen Ackerwildkräuter und extensiver Ackerbau. Mitsamt manch überraschender Erkenntnis.
Die Bayerische KulturLandStiftung und die Untere Naturschutzbehörde am Landratsamt (UNB) hatten zu einer Feldführung eingeladen. Die ist Teil des Projektes „Vielfalt für Sand- und Kalkscherbenäcker im Landkreis Roth“ und soll die faszinierenden Pflanzen mitsamt ihrem Mehrwert für Natur und Landwirtschaft in den Fokus rücken, wie Theresa Volz von der UNB bei der Vorstellung betonte. Landwirt Thomas Wolf, dessen Flächen besichtigt wurden, gab Erläuterungen zu seinem Betrieb und Malou Czibeck von der Bayerischen KulturLandStiftung informierte über den extensiven Ackerbau und Ackerwildkräuter im Allgemeinen.
Sie wies unter anderem darauf hin, dass einjährige Ackerwildkrautarten anders als die typischen Wiesenarten eine jährliche Bodenstörung brauchen und sich in den letzten Jahrhunderten immer mehr an den Lebensraum Acker angepasst haben. Auf einer Wiese oder Weide kommen sie daher nicht vor. Da von den fast 300 Ackerwildkrautarten in Bayern über die Hälfte vom Aussterben bedroht, (stark) gefährdet oder vorgewarnt sind, ist es ihrer Meinung nach umso erfreulicher, dass der Landkreis Roth seit 2021 die Ackerwildkräuter fördert.
Auf Grund seiner vielen ertragsschwachen und sandigen, teilweise auch kalkreicheren Böden, birgt der Landkreis ein hohes Potenzial hierfür. Neben den vielen unscheinbaren Arten, die sich neutral oder sogar positiv auf den Ackerbau auswirken, gibt es einige wenige konkurrenzstarke „Problemarten“, welche bei Massenauftreten zu Ertragsverlusten führen können. Über deren Auftreten und Entgegenwirken wurde ebenfalls gesprochen.
Im Acker in Zell gingen die Teilnehmenden auf Erkundungstour und sammelten Ackerwildkräuter, um sie danach gemeinsam zu begutachten und zu bestimmen – einige konnten aufgrund ihrer Größe erst beim zweiten Blick identifiziert werden, wie Saat-, Klatsch oder Sand-Mohn, deren Unterscheidungsmerkmale erklärt wurden.
In Alfershausen ging es zu einer weiteren Ackerfläche. Thomas Wolf, der über das Projekt einen Streifen extensiv bewirtschaftet, berichtete über seine Erfahrung aus der Praxis und ging auf die zwei unterschiedlichen Standorte ein. Während der Boden in Zell sandig und ertragsarm ist, ist er in Alfershausen ertragsreicher und lehmiger. Dies war auch in der Zusammensetzung der Ackerwildkräuter zu sehen – So wachsen auf den beiden Äckern teilweise unterschiedlichste Arten.
Um auch in der Öffentlichkeit mehr Aufmerksamkeit für die faszinierenden Pflanzenarten zu erregen, wurden an verschiedenen Ackerflächen entlang von Wegen im Landkreis Feldrandschilder aufgestellt. Tenor: „Hier werden Ackerwildkräuter durch eine angepasste Bewirtschaftung gefördert.“ Nicht fehlen darf der Hinweis, dass auf Pflanzenschutz verzichtet sowie Wert auf reduzierte Düngung gelegt wird. „Vielleicht entdecken Sie ja ein Schild beim Spazieren oder Fahrradfahren?“, warben zuletzt alle Beteiligten miteinander für einen noch gezielteren Blick in die Natur am Wegrand.
Informationen zum Projekt geben Malou Czibeck von der Bayerischen KulturLandStiftung und oder Theresa Volz von der Unteren Naturschutzbehörde.
Frau Volz
Malou Czibeck
Bayerische KulturLandStiftung