Dämmen von Gebäuden - Die häufigsten Irrtümer

Die Klimaschutzstelle und ENA beraten
Stand: 05.09.2023

Die größte Energieeinsparung am Haus kann durch eine moderne Dämmung der Außenhülle erreicht werden. Doch hier kursieren nach wie vor falsche Annahmen und Informationen unter vielen Hauseigentümern.

Die Energiekosten senken und gleichzeitig das Klima schützen, das geht mit einer guten Gebäudedämmung. Wer sich mit dem Thema Energiesparen auseinandersetzt, wird automatisch auf das Thema Dämmung stoßen. Fakt ist: Eine effiziente Dämmung der Gebäudehülle sorgt dafür, dass weniger Energie verloren geht und die Behaglichkeit steigt. Die Dämmung ist damit einer der ersten Schritte für die Modernisierung eines Gebäudes und in den meisten Fällen die Voraussetzung für den Einsatz moderner Heizsysteme, wie zum Beispiel Wärmepumpen. Zum Thema Gebäudedämmung kursieren jedoch noch viel Falschinformationen und Vorurteile, die den ein oder anderen Hausbesitzer zögern lassen. Was ist dran an diesen Vorurteilen? Wir klären auf.

Irrtum 1: Dämmung ist zu teuer und rechnet sich finanziell kaum

Wie schnell sich eine Dämmung rechnet, ist abhängig von verschiedensten sehr hausspezifischen Faktoren. Hier spielen das Hausalter, der Zustand der Bauteile vor der Maßnahme und der Energiepreis eine wesentliche Rolle. Kurz: Je schlechter der Zustand und je teurer die Energie, desto schneller amortisiert sich die Dämmung des Hauses. Es gibt Durchschnittswerte, die hier zu Rate gezogen werden können (Quelle: Studie zur Wirtschaftlichkeit von wärmedämmenden Maßnahmen vom Forschungsinstitut für Wärmeschutz (FIW)): Für eine Fassadendämmung mit einem Wärmeverbundsystem, wie sie aktuell in der Bundesförderung für effiziente Gebäude gefördert wird, ergibt sich für ein Gebäude, das vor 1977 errichtet wurde, eine Amortisationszeit von ca. vier bis zehn Jahren, im Durchschnitt sind es sechs Jahre. Bei Häusern, die zwischen 1977 und 1995 errichtet wurden, liegt die Spannweite zwischen neun bis 22 Jahren, typischerweise ist mit 15 Jahren zu rechnen. Die Amortisationszeit bei der Dämmung einer begehbaren obersten Geschossdecke (Decke zum unbeheizten Spitzboden) liegt in der Regel zwischen sechs und 16 Jahren, der Zeitraum verkürzt sich auf zwei bis fünf Jahre, wenn die Geschossdecke nicht begehbar sein muss. Die energetische Sanierung von Dachflächen amortisiert sich in der Regel nach sechs bis 16 Jahren und steigert zusätzlich den sommerlichen Wärmeschutz.

Dabei kann mit einkalkuliert werden, dass sanierte Bauteile in der Regel Nutzungszeiträume von mehr als 40 Jahren besitzen. Hinzu kommt die Wertsteigerung der Immobilie, die mit einer energetischen Maßnahme einhergeht.

Fazit: Über die gesamte Lebensdauer betrachtet spart Dämmen bares Geld.

Irrtum 2: Dämmmaterial ist Sondermüll

Diese Aussage entspricht heute nicht mehr den Tatsachen. Seit 2016 dürfen in Deutschland keine mit HBCD behandelten Hartschaumplatten aus Polystyrol mehr verbaut werden. Zahlreiche andere Dämmmaterialien wie Mineralwolle oder Naturdämmstoffe sind von der Sondermüll-Diskussion ohnehin nicht betroffen. Fakt ist, dass früher Hartschaumplatten aus Polystyrol mit dem giftigen Flammschutzmittel HBCD behandelt wurden. Diese Art der Dämmplatten, die bei Sanierungen ggf. als Abfall anfallen können, müssen seit 2016 für teures Geld als Sondermüll entsorgt werden.

Irrtum 3: Dämmstoffe aus Glaswolle sind gesundheitsschädlich

Es herrscht immer noch die Meinung vor, dass Faserdämmplatten und insbesondere Glaswolle krebserregende Stoffe enthalten. Auch das ist nicht mehr richtig. Bereits seit 2005 wird in Deutschland keine Glas- oder Steinwolle mehr verkauft, die krebserregend ist. Die Beschaffenheit der Fasern wurde geändert, wodurch sie nicht mehr als kritisch eingestuft wird. Dennoch kann es bei der Berührung mit der Haut zu Reizungen kommen, weshalb beim Umgang mit diesen Dämmmaterialien die Nutzung von Handschuhen ratsam ist.

Irrtum 4: Dämmung erhöht das Brandrisiko

Im Fokus dieser Diskussion stehen zumeist Fassadedämmungen aus Polystyrol (Styropor). Hierbei handelt es sich um ein kostengünstiges Dämmmaterial für Fassaden, das schwer entflammbar, aber dennoch unter ungünstigen Umständen brennbar ist. Statistiken und Fachauswertungen zeigen jedoch, dass Polystyrol nur in äußerst seltenen Fällen einen Einfluss auf den Brandverlauf von Gebäuden haben. Die seltenen Fälle, wo es zu Bränden an der Fassade kommt, resultieren zudem nachweislich vielfach aus dem unsachgemäßen Zustand des gesamten Wärmedämmverbundsystems, wie z.B. noch fehlender oder abgelöster Ober-Putz. Andere Dämmstoffmaterialien, wie Mineral- oder Steinwolle, sowie Mineralschaumdämmstoffe, sind nicht brennbar.

Irrtum 5: Wärmedämmung führt zu Schimmel

Ein weit verbreiteter Irrtum ist, dass Bauteile wie Wände oder Decken nach der Dämmung zu dicht sind und eine Feuchteregulierung nicht mehr stattfinden kann – frei nach dem Motto „Die Wand muss atmen“! Das Gegenteil ist jedoch der Fall: Schimmel entsteht vor allem dann, wenn feuchtwarme Luft auf kalte Bauteiloberflächen trifft. Die Außenwände mit einer gedämmten Fassade sind Innenseitig deutlich wärmer als die eines ungedämmten Hauses – Schimmel hat deshalb schlechtere Chancen. Eine korrekt ausgeführte Gebäudedämmung durch einen Fachbetrieb verringert letztlich immer das Risiko von Schimmel.

Ergänzend: Wände atmen nicht – gedämmt oder ungedämmt. Die Diffusion von Feuchtigkeit aus den Innenräumen funktioniert bei sach- und fachgerechter Ausführung sowohl bei gedämmten, wie auch ungedämmten Wänden.

Hinweis: Regelmäßiges Lüften der Räume ist mit und ohne Wärmedämmung unerlässlich und vermeidet Schimmelbildung. Bei Fragen können sie sich gerne von Fachfirmen oder der ENA-Roth beraten lassen.

Irrtum 6: Gebäudedämmstoffe haben eine negative Energiebilanz

Diese Annahme ist falsch. Dämmen ist aus ökologischer Sicht absolut sinnvoll. Während ihrer Nutzungsdauer sparen alle Dämmstoffe nachweislich wesentlich mehr Energie ein, als für ihre Herstellung aufgewendet werden muss. Die beste Energiebilanz haben Dämmstoffe aus nachwachsenden Rohstoffen, wie Holzfaser, Hanf, Schafwolle oder Zellulose. Sie sind oft schon nach wenigen Monaten oder Jahren im Plus. Länger dauert es bei Spezialdämmstoffen, wie Polystyrol-Platten, Holzfasermatten oder anderen Dämmstoffen in Platten- oder Mattenform. Bei ihnen verlängert sich der Zeitraum ggf. auf mehrere Jahre. Betrachtet man jedoch Renovierungszyklen von 30-50 Jahren, so ist auch bei Dämmstoffen mit höherem Energieeinsatz die Bilanz positiv. Zusammengefasst sparen alle Dämmstoffe deutlich mehr Energie ein, als für ihre Produktion verbraucht wird.

Die stoffliche Wiederverwendbarkeit durch recyclinggerechte Baustoffe, die nicht aus einem Mix an Materialien bestehen, bieten zukünftig große Möglichkeiten zur Verbesserung der Ökobilanzen.

Fazit:
Energiesparen und eine effiziente Dämmung sind kein Hexenwerk. Mit den richtigen Informationen und Experten an Ihrer Seite können Sie Ihre Wohnqualität verbessern, die Umwelt schonen und langfristig Kosten einsparen. Informieren Sie sich im Vorhinein und lassen Sie sich nicht von kursierenden Falschinformationen verwirren. Ihr Wohlbefinden, sowie Ihr Geldbeutel und unsere Umwelt profitieren davon.